Antworten auf die Fragen:
- Ist der Plattenwärmetauscher zum Kühlen defekt und wie konnte es zu dem Defekt kommen?
- Ist der Plattenwärmetauscher zum Heizen vorgeschädigt?
- Sind die Plattenwärmetauscher richtig installiert und ist die vom Hersteller vorgegebene Wartung möglich?
- Ist ein eingebauter Regelkugelhahn zur Problemlösung geeignet?
- Ist die Dokumentation ordentlich und ausreichend?
Hierbei handet es sich um ein neues großes Bürogebäude mit einer Wasser-Wasser-Wärmepumpe, mit einer Heizleistung von über 300 kW. Dieses Projekt wird schon seit mehreren Jahren von einem Planungsbüro begleitet. Berechtig beanstandete Mängel wurden ignoriert, weshalb ich unterstützend hinzugezogen wurde. Dies ist ein erschreckendes Beispiel für Fehlplanungen mit falschen Einsparungen. Doch nun der Reihe nach:
Eine meiner ersten Frage war nach einer Wasseranalyse. Fehlanzeige – es gab keine aussagekräftige Wasseranalyse – und das bei einer so großen Wärmepumpenanlage! Da war ich erst mal sprachlos!
Und hier zur ersten Frage: Ist der Plattenwärmetauscher zum Kühlen defekt und wie konnte es zu dem Defekt kommen?
Es waren zwei große geschraubte Edelstahlplatte-Wärmetauscher, einer zum Heizen und einer zum Kühlen in Reihe geschaltet. Beide werden vom Brunnenwasser durchströmt. Sekundärseitig vom Plattenwärmetauscher zum Heizen wird die Wärmepumpe über einen Solekreislauf mit Wärme versorgt. Der Planer stellte sekundärseitig am Plattenwärmetauscher zum Kühlen ein Vakuum fest, was beim Ortstermin bestätigt wurde. Wie war das nur möglich? Ich stellte anhand der Unterlagen fest, dass der Höhenunterschied zwischen den im Kelller ankommenden Rohren vom Förder- und Schluckbrunnen und dem Grundwasser deutlich höher als 10 m sind. Die Folge war ein Abriss der Wassersäule zum Schluckbrunnen hin, wenn die Brunnenpume abschaltete. Die Rohre hatten Nennweiten von 150 mm. Wenn die Unterwasserpumpe dann einschaltet prallen aufgrund der größeren Rohrlängen einige Tonnen Wasser aufeinander – und Wasser ist inkompressiebel! Daraus resultieren erhebliche Druckschläge, dies sich aufgrund der vom Hersteller der Wärmetauscher vorgeschriebenen, jedoch fehlenden flexiblen Anschlüsse umso stärker auswirkten. Die Wärmetauscher waren fest an die Rohrleitugen angeflanscht. Um die Druckstöße etwas zu mindern, hatte man eine Handabsperrklappe eingebaut. Das ist mehr als unprofessionell!
Nächste Frage: Ist der Plattenwärmetauscher zum Heizen vorgeschädigt?
Es war beim geschraubten Plattenwärmetauscher keine Undichtigkeit festzustellen. Allerdings gehe ich davon aus, dass wenn der Plattenwärmetauscher zum Kühlen defekt ist der Plattenwärmetauscher zum Heizen mit großer Wahrscheinlichkeit vorgeschädigt ist.
Nächste Frage: Sind die Plattenwärmetauscher richtig installiert und ist die vom Hersteller vorgegebene Wartung möglich?
Hierzu vertrat der Planer die Ansicht, dass es doch besser sei, wenn die Plattenwärmetauscher parallel anstatt in Reihe zu schalten sind. Wir besprachen die Vor- und Nachteile beider Varianten und kamen gemeinsam zu dem Ergebnis, dass die Reihenschaltung in Ordnung ist.
Aber dennoch sind die gescchraubten Plattenwärmetauscher falsch installiert, weil die vom Hersteller vorgeschriebene Wartung nicht möglich ist.
Nächste Frage: Ist ein eingebauter Regelkugelhahn zur Problemlösung geeignet?
Weiterhin hatte man seitens des Auftragnehmers versucht die Druckstöße mit einem Regelkugelhahn abzumildern. Dazu muss man wissen, dass wenn eine Unterwasserpumpe abgeschaltet wird, dass Wasser nur noch kurz fließt. Aber bis ein Regelkugelhahn schließt dauert es zu lange bis er geschlossen und geöffnet ist. Druckstöße lassen sich damit bestenfalls mindern, aber nicht vermeiden. Ein Regelkugelhahn kann nicht die Lösung sein. Die Lösung wäre ein Druckhalteventil im Schluckbrunnen. Die Unterwasserpumpe im Förderbrunnen hat ein Rückschlagventil, welches ein Rückfließen verhindert.
Nächste Frage: Ist die Dokumentation ordentlich und ausreichend?
Der Planer beanstandete berechtigt immer wieder die unvollständige Dokumentation.
Eines Tages erhielt ich dann einen Alarmanruf: Die Sole ist extrem heiß, obwohl die Wärmepumpe nicht lief! Was ist nun wieder passiert? Als ich dort hin fuhr und wir uns die Anlage genauer ansahen, stellten wir fest, dass aufgrund einer Fehlschaltung als Folge einer Änderung in der MSR-Technik die beiden Soleumwälzpumpen im Zwischenkreislauf zwischen Wärmepumpe und Wärmetauscher Heizen dauerhaft liefen. Man konnte anhand einer Temperaturaufzeichnung sehen, wann diese einschalteten und wie sich der Solekreislauf allmählich aufheizte, verursacht durch die Wärmeabgabe der beiden Soleumwälzpumpen.